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Getriebeölkühler nachrüsten?

bei der Corvette C5 Automatik

 

I. Einleitung

Kaum ein Thema wurde in der Vergangenheit so oft diskutiert, wie die Nachrüstung eines Getriebeölkühlers bei der Corvette C5. Oft erhielt man als ersten Tip bei Neukauf eines solchen Fahrzeugs genau diesen Umbau vorzunehmen, anders sei die C5 gar nicht in Deutschland fahrbar.

 

 

II. Bestandsaufnahme

Bei der Corvette C5 sitzt das Getriebe an der Hinterachse. Von dort wird das Hyrauliköl nach vorne zum Wasserkühler gepumpt und von da wieder zurück zum Getriebe.

Dieser Kühler ist als Wärmetauscher ausgeführt. Neben der eigentlichen Fläche, die das Kühlwasser durchströmt ist bei der Automatikversion der Corvette ein kleiner Bereich, der von Getriebeöl durchströmt wird.

Daneben sorgt unter anderem der während der Serienproduktion mehrfach geänderte Getriebedeckel für zusätzliche Kühlung durch den Fahrtwind.

 

III. These: Zu hohe Temperaturen schaden

Diese These wird immer wieder gebetsmühlenartig wiederholt und durch dubiose Graphiken belegt. Dort heißt es ein Automatik-getriebe habe noch diese oder jene Laufleistung bei der und der Temperatur:

  • 80°C - 160.000 km
  • 85°C - 80.000 km
  • 100°C - unter 40.000 km

1. Ursprung der Graphik

Mehrfach wird in der Fachliteratur ein ähnlicher Zusammenhang erwähnt. So zum Beispiel in Erjavec, Jack: Automatic transmissions, S. 54ff. Gleichwohl wird dort nicht auf den Zusammenhang Temperatur - Lebensdauer des Getriebes hingewiesen sondern auf den Zusammenhang Temperatur - Oxidation des Automatikgetriebeöls. Je höher die Temperatur, desto größer sind die Oxidationsprozesse. Oxidierte Hydraulikflüssigkeit wird zwangsläufig Reiboberflächen beschädigen, Filter zusetzen und Ventile verstopfen (Erjavec S. 56).

Automatikgetriebeöl oxidiert also je wärmer es wird. Allerdings hängt die Frage ob und wie stark es oxidiert vor allem vom Additiv-Paket ab, was im jeweils verwendeten Hydrauliköl enthalten ist. Eine Pauschalaussage wie in der Graphik ist also nicht nur unseriös sondern schlichtweg falsch. Denn gerade bei den Additiven von Ölen hat es in den letzten Jahren derartige Fortschritte gegeben, dass althergebrachte Weisheiten nicht mehr greifen können.

2. Temperatur bei der C5

Normale Fahrweise vorausgesetzt, liegt die Temperatur der Automatik in der C5 zwischen 90 und 110°C, je nach Einsatzgebiet. Im Hochsommer / Stadtverkehr bei bis zu 110°C, auf der Autobahn auch mal nur 90°C. Selbst im Winter werden noch immer 80°C und mehr erreicht.

Der Logik der oben genannten Graphik folgend, dürfte ein Automatikgetriebe nicht länger als höchstens 60.000km halten. Dies ist evident nicht der Fall.

Bei der Corvette kann es unter hartem Einsatz zu Temperaturspritzen kommen. Für einen kurzen Zeitraum klettert hier die Temperatur über die 110°C. Dies kann in der Tat gefährlich werden, da es ab 120°C zum verhärten von Dichtungen kommen kann, die letztlich zu Lecks führen. Auch finden die Additive irgendwann ihr Ende und können eine Oxidation nicht verhindern.

Gleichsam behaupten Verfechter der Theorie, die C5-Getriebe laufen permanent zu heiß, dass GM eben nicht die optimale technische Lösung verbaut habe, sondern vielmehr sparen wollte. Optimal sei eine Lösung aus jeweils einzelnen Kühlern für Kühlwasser und Getriebeöl. Diese Argumentation verkennt, dass gerade diese Lösung deutlich preiswerter für GM geworden wäre. Denn so hätte man nur einen Kühler für die C5 konstruieren müssen (Schaltfahrzeuge und Automatikfahrzeuge haben nämlich jeweils andere Kühler). Die Automatik wäre dann über einen universellen Getriebeölkühler zu kühlen - das wäre billiger.

Warum setzt also GM diese Lösung nicht um?

3. Mindesttemperatur?

Möglicherweise möchte man sicherstellen, dass das Getriebe eine Mindesttemperatur erreicht.

Getriebeöl verändert seine Eigenschaften als Funktion der Temperatur. Gleiches gilt für die Kupplungspakete. Die Literatur spricht von einer minimalen Dauertemperatur von nicht unter 65°C. Alles unter dieser Temperatur kann und wird dem Getriebe schaden. Hintergrund sind schlicht mangelhafte Schaltvorgänge mit unnötigem Schlupf oder Dauer.

GM will also mit der Lösung über einen gemeinsamen Wärmetauscher einerseits sicherstellen, dass das Getriebeöl schnell seine Arbeitstemperatur erreicht, andererseits will man verhindern, dass es zu warm läuft.

 

IV. Schwachstellen der C5 und Lösungsvorschläge

GM schafft es mit der Auslegung der C5, das Getriebeöl zügig unter allen Umständen über 65°C zu bringen. Damit ermöglicht man dem Getriebe ein langes Leben. Allerdings kommt es, wie bereits beschrieben, zu Temperaturspitzen.

1. Getriebeölwechsel

Ist ein Getriebeöl erst einmal durch zu hohe Temperatur oxidiert, muss es getauscht werden.

  • Neues Getriebeöl = Rot
  • Oxidiertes Getriebeöl = Braun

Je brauner das Öl ist, desto weiter sind die Prozesse fortgeschritten. Leider wird bei einem Tausch nur ein geringer Teil der Gesamtflüssigkeit erfasst. Der Rest verbleibt in Wandler, Getriebe und Leitungen. Daher ist eine Getriebeölspülung vorzugswürdig, um das gesamte Altöl zu erfassen.

2. Nachrüstung Getriebeölkühler

Wer öfter sehr zügig fährt, sollte über die Nachrüstung eines Getriebeölkühlers nachdenken.

a) Auswahl der Kühler / Leitungen

Die Preisspanne ist dabei riesig. So gibt es:

  • einerseits geklebte / geharzte Kühler für unter 100 € und
  • andererseits gelötete Kühler für deutlich über 100 €.

Weitere Unterschiede zeigen sich bei den verwendeten Leitungen / Schläuchen.

  • Die Billigversionen greifen auf Gummischläuche mit Schlauchschellen zurück während
  • die teueren auf verpresste Aluleitungen schwören.

Die Wahl sollte nicht schwer fallen, wenn man sich vor Augen hält, dass der volle Öldruck des Getriebes durch diese Leitungen geht. Kommt es zu Undichtigkeiten, kann man das Getriebe schnell entsorgen. Schlauchschellen haben nach meinem Dafürhalten ebensowenig etwas dort zu suchen, wie geklebte Kühler.

b) Einbauart

Viele klemmen den werkseitigen Kühler ab und nutzen stattdessen den nachgerüsteten Kühler. Dies verkennt völlig die Anforderungen an die Mindesttemperatur.

Auch ein in Reihe Schalten des Kühlers mit dem Wärmetauscher scheint nicht zwecksdienlich. Das mindert zwar das Problem, schafft es aber nicht ab.

Vorzugswürdig ist wohl eine geregelte Lösung. Gemeint ist ein Thermostat, der erst nach erreichen der Mindesttemperatur öffnet und so den Kühlkreislauf des neuen, parallelgeschalteten Kühlers freigibt. Nur so wird sehr schnell die Mindesttemperatur erreicht (z.B. ein 90°C Thermostat). Andererseits wird verhindert, dass Temperaturspitzen entstehen oder das heiße Kühlwasser im Stadtverkehr die Getriebeöltemperatur unnötig nach oben zieht.

 

V. Fazit

Weltweit fahren Hunderttausende Corvette ohne zusätzlichen Getriebeölkühler - auch im Stadtverkehr mit bis zu 110°C Getriebeöltemperatur. Die Automatikgetriebe sterben davon nicht wie die Fliegen. Wer jedoch auf der Rennstrecke, der Passstraße oder der Autobahn mehr Temperatur erreicht, sollte dringend einen Kühler nachrüsten. Dabei gilt es die Mindesttemperatur zu beachten! [JG]

 

Technik

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Weitere Details zur Corvette C5 finden Sie im: